Die WM 2006. Das Unplugged-Album. Die Zukunft schien den Sportfreunden Stiller zu gehören. Dachte man. Und irrte man. Denn sie tat es dann doch nicht und tut es nicht. Und die Band blieb irgendwie stecken und stehen und ist bis heute diese Band mit den netten Jungs aus München. Und eben nicht der heißeste Scheiß, den es so gibt. Sportfreunde, keine Superstars.
Die veröffentlichen jetzt und damit sechs Jahre nach dem letzten Studioalbum "La Bum" mal wieder neues Material - und ganz ehrlich? Das Ding bockt so richtig, macht direkt Spaß und es ist eine große Freude, dass die Sportis wieder am Start sind. Weil sie zwar wieder nicht so frisch wie auf "So wie einst Real Madrid" und nicht so überraschend überragend wie auf "Die gute Seite" klingen. Aber weil sie hier wieder viele, viele wunderschöne Poplieder gemacht haben, weil sie so charmant wie eh und je singen und spielen und weil sie einfach sie selbst sind und Lieder wie "Lederjacke" oder "Wieder kein Hit" spielen und singen. Die Sportfreunde. Irgendwie schief und krumm, irgendwie weiterhin ein bisschen naiv und genau deshalb so sympathisch, mit Humor und großem Herzen. Es klingt also ein bisschen wie früher. Aber auch ein bisschen anders. "New York, Rio, Rosenheim" ist mutig, komisch, hart, weich und verrückt und einfach wilder und besser. Besser und besonderer als die letzten Alben und damit nicht nur eines der vielfältigsten, sondern auch der besten Alben der Band.
Lieder wie die kräftige, fast schon progressive "Hymne auf Dich", "Clowns & Helden" oder das das eigentlich ziemlich kitschige "Wenn Pferde schlafen" ("Immer wenn ich denke, ich denke an nichts, denke ich immer nur an dich") haben mächtig was unter der Haube und genau diesen Schwung, für den man diese Band so mag. Und vermischen sich mit etwas ruhigeren Nummern wie "Applaus, Applaus" oder dem Titeltrack, zu denen man gar nicht anders kann als mitzusingen, entspannt mit dem Köpfchen zu wackeln und sie einfach geil zu finden. Doch das reicht alles nicht, die Band hat auch noch Sachen wie "Let's Did It" und "Unter unten" im Gepäck. Das eine klingt nach NDW und Fraktus-Techno, das andere piept und fiept und beat, kommt mit Streichern, Punk und Sprechgesang und Chören und ein bisschen mehr und macht bei allem Chaos riesigen Spaß. Es sind zwei Lieder, die eine neue Freiheit vermuten lassen, die andeuten, dass diese Band gerade Spaß hat, dass es ihnen gerade sehr gut geht. Den Sportfreunden. Sind zwar keine Superstars, haben aber eine Superplatte gemacht.