Mit der epischen Opener-Hymne wird die Latte gleich zu Beginn mal ziemlich hoch gehangen: "Later...When The TV Turns To Static" hat alles, was ein potenzieller Hit braucht. Wunderschön baut sich der Song auf, ein Instrument nach dem anderen, bis James Allan auf dem Höhepunkt zu militantem Tom-Getrommel, Streichern und Bowie-Riff die Einsamkeit in die Welt hinausschreit. Ebenso gekonnt geht's rückwärts weiter, bis das Stück auf der halbakustischen Gitarre mit "Ohh ohh"-Gesängen ausblendet. Zwei Jahre nachdem die Glasgower Rocker mit "Euphoric///Heartbreak\" die britischen Top 10 geknackt haben, wollen sie "wieder auf der Erde ankommen". Dieser Start droht aber eher mit Höhenflug.

Die pathetische Emotionalität lässt im Folgenden nicht nach. Wenn Allan das Mantra "It's all about the money, money, money, money, money, money, money, money/ I hope it makes you happy!" klagt, fühlt man sich wie auf der Anklagebank. Was für jeden Menschen wirklich zählen soll, verrät der Songtitel - "All I Want Is My Baby". Einen kleinen Seitenhieb auf die alte Plattenfirma kann man hier sehen - oder es bleiben lassen. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt "Youngblood". Mehr Rock als Stadion-Pop, lässt man hier den ein oder anderen Funken Optimismus zu. Wohldosiert, versteht sich. Der selbstgegebene Titel "emotionalste Band Großbritanniens" lässt sich schließlich mit Melancholie und Aufnahmen von Allans Herzschlag am besten verteidigen.

Richtig auf dem Boden scheinen Glasvegas entgegen der Ansage noch nicht angekommen. Das dritte Album ist eine gut getextete, gut instrumentalisierte Gesellschaftskritik, ein Pamphlet endlosen Weltschmerzes. Neue Fässer werden nicht geöffnet, aber manche Themen können eben nicht oft genug besungen werden. Vielleicht kommt die Botschaft ja irgendwann an.