Oha. Das wird böse Stimmen geben. Ohne andere Rezensionen bereits zu kennen, aber die Broilers machen mit "Noir" ein Album, das man mit Leichtigkeit verreißen könnte. Popscheiße. Verrat. Lahmarschigkeit. Fake. Und so weiter und so fort. Man kann aber auch einfach den Hut ziehen. Und den Broilers die Faust hinhalten, Respekt zeigen, ihren Mut bewundern, der Band vertrauen. Und genau das machen wir.

Klar, "Noir" hat Schwächen und manch Moment ist wirklich hart an der Grenze und vielleicht sogar einen Schritt zu weit. Doch so gewöhnungsbedürftig vieles auch ist, das meiste davon ist dann eben doch ganz geil. Ach was, sogar ziemlich großartig! Der Hosen-trifft-Schlager-Refrain von "Ich will hier nicht sein" zum Beispiel oder dieses stampfende, ja fast schon kalte "Ich hol Dich da raus". Anhören, Kopf schütteln, erneut hören, noch mal hören, mitsingen und abfeiern. Das ist zwar fern von Paul und den 80 Tagen. Aber es ist echt, es ist ehrlich, mutig und voll vor den Kopf. Punkrock. Auch eine Synthiepop-Ballade wie "Die Letzten (an der Bar)" musst du als Broiler erstmal bringen. Und dann auch noch in gut. Oder so einen trockenes Ding wie "Ich brenn" mit diesem Dieter-Thomas-Heck-mäßigen Mitsing-Refrain oder, oder, oder... hochspannend das Ganze und schon jetzt eine der größten und irgendwie auch schönsten Überraschungen des Jahres.

Wobei übrigens nicht jedes Lied ein Schritt in unbekanntes Terrain ist, die Broilers können es auch auf "Noir" klassisch und schütteln hier reichlich neue Hymnen wie "Ist da jemand?", "Die Hoffnung stirbt nie" oder "Zurück in schwarz" aus dem Ärmel. Großartig.