Kommt einem ja doch manchmal so vor, als seien die Skandinavier im Heavy Rock das, was die Japaner bei der Kfz-Industrie sind: Erfolgreiche Konzepte werden unfehlbar zerlegt, analysiert und - nicht immer, aber häufig - qualitativ verbessert im grossen Stile produziert. Nun also Smörebröd-Core von 2ton Predator (was man lose mit "Raubviecherl mit ernstlichen Gewichtsproblemen" übersetzen könnte [und tatsächlich von einem Dokumentarfilm über Weisse Haie inspiriert sein soll]): Ein Teil The Haunted, ein halber Machine Head, ein Teil Fear Factory, einer Crowbar, ein Spritzer Slayer und Pantera kuckt auch immer um die Ecke. Was kann da eigentlich noch schiefgehen?
Das haut fast alles fürchterlich in die Fresse, tatsächlich ist das Auffälligste an diesem Release keinesfalls instrumentale Virtuosität, kompositorische Vertracktheit oder gesangliche Reinheit, sondern die mehralszweitonnenschwere Aggression, die sich bei nahezu jedem der hier auf 48 Minuten gebotenen 12 Stücke allein durch Rhythmus, Gitarrenriffs und Getobe des Sängers Mogge entfaltet. Ulkigerweise macht mir persönlich gerade das titelspendende und sogar erste Stück der CD "Boogie" vergleichsweise am wenigsten Spaß, wer sich ohne Betäubung mal einen Weisheitszahn rausmeisseln lassen will, sollte zu dem Zweck viel mehr zum Beispiel mal "Broken Bond" antesten.
Die Bandpage war zum Zeitpunkt des Reviews in diesem Punkt noch verschwiegen, doch scheint sich die Band bereits 1993 unter dem Namen Wedge gegründet zu haben. Die Debütscheibe heisst "In The Shallow Waters", steht mir aber nicht zur Verfügung. Und damit zurück ins Funkhaus.