"Weather Systems" + Electronica + leicht modernisierte Rhythmik = Distant Satellites. Ja: es ist wieder Charts-Futter geworden (Schon #16 in den midweek UK Album Charts). Nein: der unterstellte Plan, die Metal-Wurzeln ein für alle Mal abzuschütteln, indem man zu den neuen Coldplay wird, ist diesmal noch nicht ganz aufgegangen. Ja: wer zu "Weather Systems", "Universal" oder "Falling Deeper" Haushaltspackungen Tempotücher verbraucht hat, wird auch mit "Distant Satellites" nicht austrocknen.
Im "Making Of" (s.u.) erzählen die Cavanagh-Brüder allerdings zugegeben so gar nichts von Kalkül und Produktdesign, sondern vom völlig intuitiven Ansatz, welcher der Musik gestattet habe, sich ganz nach ihrem Wunsch zu entwickeln. Und die wollte offensichtlich weiterhin viele Gesangsanteile der wunderbaren Lee Douglas auf dem zehnten Studioalbum, sie wollte besagte rhythmische Experimente bis hin zu Dubstep-Anklängen (im Titelsong) und sie wünschte sich elektronische Spielereien. Die allgegenwärtigen Streicher gehören ja ohnehin schon seit "Falling Deeper" fest dazu.
Für Fans ergibt dieses Wunschkonzert zehn melodische, überwiegend ruhige Songs mit einer knappen Stunde Laufzeit. Die Band verbittet sich ausdrücklich, diese Musik melancholisch oder gar traurig zu nennen (wir haben es ausprobiert, vgl. Interview auf GL.de), dennoch assoziierten auch unabhängige Gewährsleute spontan Trauer und beklagte Verluste.
Wie auch immer - das Album hebt mit etwas an, dass "LOST Song" heißt - und dessen erster Teil von Vincent C., der zwote von Lee gesungen wird und die später als dritter Teil zurückkehrende Reprise von beiden. Apropos Reprise: "Firelight" ist so etwas wie der moderne Wiedergänger des steinalten "Dreaming The Romance" und wird schließlich, mit dem puckernden Einsetzen der Drum-Loops zum Titelstück, das durch den meisten Wagemut als Höhepunkt gelten kann.
Produziert hat die Satellitenmusik Christer-André Cederberg, den Mix übernahm teilweise Steven Wilson, für die Orchesterarrangements zeichnet wieder Dave Stewart verantwortlich (u.a. Porcupine Tree, Steven Wilson). Erhältlich digital, als reguläre CD sowie als Limited Mediabook Edition inklusive 5.1-Surround Version sowie Limited LP-Version.