"Flucht in die Flucht" ist nicht nur das heiß ersehnte zehnte (!) Album von den Sternen. Es ist gleichzeitig auch eine Abkehr von dem elektronischen Sound des seinerzeit zunächst irritierenden, in Wirklichkeit aber geilen Dancefloor-Bretts, das "24/7" im Jahr 2010 darstellte, und mit dem Frank Spilker und seinen Mannen damals (wieder einmal) der Zeit vorauseilten.
"Flucht in die Flucht" ist dagegen beim ersten Hinhören ein fast schon wieder klassisches Sterne-Album. Eins mit Band-Sound eben: Gitarre, Schlagzeug und Bass. Und dann wiederum ist alles ganz anders. Nicht nur, dass Die Sterne zahlreiche Gastmusiker u.a. von den Hamburger Indie-Darlings Zucker, Der Bürgermeister der Nacht und Schnipo Schranke sowie Alexander Hacke von den Einstürzenden Neubauten mit an Bord haben. Darüber hinaus wälzen sich die Hamburger in Krautrock, verschlepptem Bluesrock und blubberigem Psychpop und nicht wie sonst so häufig in Beat, Funk und Groove.
Dabei denkt Spilker wie derzeit mehrere Künstler (endlich mal wieder) über diese Stadt namens Hamburg nach, mit der schon länger was nicht stimmt, und stellt dabei wie immer die richtigen Fragen. Doch "Flucht in die Flucht" ist keine Gentrifizierungspolemik, sondern aufgrund seiner psychedelischen Natur der perfekte Soundtrack zu den persönlichen Fluchten aus dem anstrengenden Alltag zwischen Job, Familie, Existenzdruck und allem, was einen sonst so gerne mal flüchten lässt. Und außerdem der Beweis, dass die Sterne eine der wandelbarsten deutschen Bands unserer Tage sind.