Blöder hätte es kaum kommen können: Kurz bevor das neue Album von Johnny Winter Release-fertig aufbereitet war, verstarb der Meister. Ungewollt wird dieses Werk, auf dem er zusammen mit alten und neuen Weggefährten (Eric Clapton, Joe Bonamassa, Ben Harper, Brian Setzer, Dr. John) zusammen auf den Spuren seiner Roots wandelt, so zum Nachruf. Winter konzipierte dieses Album, um jüngere Zuhörer an die von ihm verehrten Originalaufnahmen heranzuführen. Vielleicht verzichtete er deswegen auf jene Schärfe, mit der er z.B. selbst dereinst den (zwischenzeitlich auch verstorbenen) Original-Interpreten beisprang und Tribut zollte. Stattdessen überrollt das Album den Zuhörer mit einer gefälligen, aber keineswegs zwingenden Mainstream-Produktion, fetten Bläsersätzen und jeder Menge opulenter Grandezza. Am effektivsten sind dann am Ende jene wenigen Stellen, auf denen der Meister ganz alleine - nur mit akustischer Gitarre und brüchiger Stimme - tatsächlich den Blues aufgespürt hat. Es ist die Frage, ob Winter das Albums genauso konzipiert hätte, wenn er gewusst hätte, dass dieses sein Schwanengesang werden würde.