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The Waterboys - Too Close To Heaven

The Waterboys - Too Close To Heaven
Arista/BMG
Format: CD

Es war einmal ein junger Schotte, der den Traum hatte, ein ganz großer Musiker zu werden. Sein Name lautete Mike Scott und er gründete 1981 in London die Folkrockband Waterboys, mit denen er vor allem mit "This Is The Sea" (1985) und "Fisherman's Blues" (1988) begeisterten Anklang fand. Als jedoch der endgültige Durchbruch ausblieb, zerbrach dieser beinahe. Er flüchtete in Drogen und in die Arme einer spirituellen Gemeinschaft in Schottland. Letzten Herbst veröffentlichten Scotts Waterboys nach siebenjähriger Pause das uninspirierte, auf modern getrimmte Album "A Rock In The Weary Land".

"Too Close To Heaven" hingegen geht auf Reise zurück in die 80er Jahre, zurück zu den unvergesslichen Fisherman's Blues Sessions der Jahre 1986 bis 1988. Damals bat Mike Scott über 40 lokale Musiker aus Dublin und dem County Galway ins Studio, um mit ihnen nach Art traditioneller Pub Sessions zu jamen. In 303 Tagen wurden 159 Songs aufgenommen, von denen zehn bisher unveröffentlichte ihren Weg auf "Too Close To Heaven" fanden. Dem Himmel sei Dank, denn die Stücke sind keine geldmachende Resteverwertung, sondern eine unverzichtbare Komplettierung zum damaligen Output "Fisherman's Blues". Obwohl die neuen alten Aufnahmen durchgehend anachronistisch klingen, wirken sie gleichermaßen lebensbejahend. Ihr improvisatorischer Augenblick ist auch heute noch förmlich anfassbar. Auf derart hohem Niveau hat bisher außer Scott und seine Mitstreiter keiner hymnischen Rock mit irischer/keltischer Folklore verschmolzen. Die Fiedel weint, die Mandoline schluchzt, das Saxophon jault, daß einem das Herz aufgeht. Mike Scott, der ja nie der große Geschichtenerzähler war, der er gerne gewesen wäre, lamentiert und beschwört, flüstert und krakeelt sich durch eine knappe Stunde an Gefühlsausbrüchen. Dann wirft er einem schon mal Zeilen wie "We gonna go up to the holy city / Don’t you wonna go" (in "On My Way To Heaven") zwischen die Beine und verschont auch nicht mit dem öden Geflöte in "A Home In The Meadow". Es sind die beiden einzigen Ausrutscher unter einem Konglomerat an Herrlichkeiten. "Too Close To Heaven" spinnt sich zwölf Minuten lang derart energiegeladen um den immer wiederkehrenden Slogan "Smile for me baby", daß man richtiggehend überrascht ist, als das Epos schließlich doch noch ausklingt. "Blues For Your Baby" gleicht gar einer Litanei mit Scott als Vorbeter und dem Saxophon als Gemeinde. Dazwischen sorgen Songs wie "Good Man Gone" mit zurückhaltenden Gesangspassagen und fließendem Klavier für willkommene Verschnaufpausen.

"Too Close Too Heaven" wird den Waterboys kaum zu einem Comeback verhelfen, denn die Sammlung ist weder nonchalant noch cool, sondern altmodisch ambitioniert, märchenhaft bombastisch und schlichtweg ergreifend.



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