Das neue Calexico-Album wurde in weiten Teilen in Mexico City eingespielt. Damit setzen Burns & Co. nicht nur die Tradition der letzten Jahre fort, die jeweiligen Alben an verschiedenen Orten einzuspielen, sondern schließen sogar den Kreis, den sie - eher zufällig - auf ihrem ersten "richtigen" Studioalbum dereinst eröffneten, indem sie eine anwesende Mariachi-Kapelle zum festen Bestandteil des eigenen musikalischen Konzeptes machten. (Übrigens alleine deswegen, weil der ursprüngliche Plan, mit Samples obskurer Singles zu arbeiten, rechtlich nicht umgesetzt werden konnte.) Wie wir wissen, wurde aus dieser Not(lösung) eine Tugend. Heutzutage sind mexikanische Klänge in der Calexico-Szenerie nicht mehr wegzudenken. Anders als zuweilen früher sind diese aber weniger Gimmick, sondern fester Bestandteil des bewusst immer weiter expandierenden Soundmix: "Edge Of The Sun" ist kurioserweise bei weitem das unmexikanischste Calexico-Album seit langem.
Das hat aber einen ganz einfachen Grund: Heutzutage haben Joes Burns, John Convertino und ihr schnell rotierendes Besetzungskarussell nicht mehr notwendig, ihre Songfragmente mit Gimmicks aufzubohren oder auf Biegen und Brechen zu Experimentieren. "Edge Of The Sun" ist somit schlicht eine Sammlung brillanter, ausformulierter und stringent arrangierter Songs geworden, die Calexico mit einer Reihe hochkarätiger Gäste - Sam Beam, Neko Case, Pieta Brown, Amparo Sanchez usw. - perfekt auf die Spitze treiben. Dennoch kommt "Edge Of The Sun" kohärenter daher, als der im Vergleich zerrissenere Vorgänger "Algiers". Mit "Edge Of The Sun" ist Calexico jedenfalls ein großer Wurf als Band gelungen.