|
Cherry Poppin' Daddies - Soul Caddy Motor Music
Format: CD
Cherry Poppin' Daddies sind 11 Jahre Bandgeschichte um Sänger und Mittelpunkt Steve Perry. Der Durchbruch in unsren Breiten gelang den 8 Amerikanern aber erst 1999 mit dem Vorgängeralbum, als sie erfolgreich neben Bands wie dem Brian Setzer Orchestra auf der Neo-Swing Welle mitschwammen. Wer nun nach dem damaligen und gelungenen Album auf mehr hofft, wird enttäuscht sein. Jedenfalls dann, wenn mit dem Wörtchen 'mehr' eine Fortsetzung des Trends verbunden ist. Den Schreck beim Durchblättern des Booklets kaum verdaut, man präsentiert sich optisch in einer zweifelhaften Mischung aus 50er und 80er Jahren, beginnt die Scheibe mit einem ziemlich dreisten Klau. Iggy Pop's "Lust For Life" wird in Marc Bolan's Glitzerküche als Grundzutat verwendet. Ein Beginn, nach dem man sich noch für das Lachen entscheiden sollte, wenn als Alternative nur Weinen geboten wird. Diese Entscheidung wird dem geneigten Hörer in der Folge nicht wirklich einfach gemacht. (Neo-)Swing jedenfalls klingt nur noch zwischendurch mal durch. Mich erinnert diese Scheibe an einen ziellosen nächtlichen Zug zum Beispiel über die Hamburger Reeperbahn. Alkohol, billiger Sex und alle paar Meter schon wieder ein weiterer Laden mit einer entsprechend anderen Beschallung. Hier Glamrock, dort Achtziger Pop-Klänge, nicht zu vergessen die Abteilungen Funk und Ska. Am Schluss noch die obligatorische 'am Morgen danach'-Schmuseballade, das war es. Aber muss man sich unbedingt zunächst zwischen alle musikalischen Stühle setzen, um am Ende doch zueinander zu kommen? So richtig gut tut diese Art ClubHopping der Scheibe jedenfalls nicht, denn gerade die straighten Rocknummern rufen eher Erinnerungen an peinliche Auswüchse der Rockgeschichte wach. Die Cherry Poppin' Daddies täten gut daran, das zu tun, was sie wirklich können. Swing und Boogie pur sowie vermischt mit den Stilen der Neuzeit, das ist offenbar viel eher ihre Welt als sich zu gewollt andere Sachen überstülpen zu lassen.
-Michael Kellenbenz-
|