Wer kennt und haßt sie nicht: Die fürchterlich nervigen Mix-Compilations, bei denen der DJ versucht, seine Lieblingsstücke nahtlos auf eine Platte zu bringen. Meist kommt dabei kein homogenes und schön anzuhörendes Album raus, sondern ein heilloses Durcheinander, wobei sich der Hörer fragt: Mußte das jetzt wirklich sein? Mußte den Stücken wirklich Gewalt angetan werden?

Anders ist das bei Richie Hawtin, der mit seinem neuen Mix-Album "DE9-Closer To The Edit" neue Maßstäbe setzt. 31 Tracks sind in nur einer Aufnahmesession entstanden, so daß es keine Schnittstellen gibt. Eine durchgängige Baßlinie nimmt sich dem Hörer an und trägt ihn in jedes neue Thema der Platte. Dabei greift 53 Minuten lang ein Track in den nächsten, ohne daß es langweilig wird oder gar überladen wirkt. Allein schon die Entstehungsgeschichte dieses Albums ist der Wahnsinn: Nachdem Richie Hawtin über 100 Tracks aufgenommen, gesampelt, geschnitten und in ihre grundlegenden Komponenten aufgesplittet hatte, blieben rund 300 Loops übrig. Diese kleinen Bestandteile einzelner Songs setzte Hawtin wie ein Puzzle neu zusammen. So besteht jeder der 31 Tracks aus verschiedenen Originalen. Bis zu acht Stücke recycelte der Brite für einen neuen Track!! Seine Wurzeln - Hawtin arbeitete als DJ, wo er Techno mit Industrial mixte - sind nicht mehr zu hören. Vielmehr schafft er mit seinem zweiten Mix-Album eine völlig neue Art des Remix, die im Gehörgang hängen bleibt. Und zwar nicht, weil sie nervt! Ganz klar: Den Titel "bester internationaler DJ", den Hawtin im Juli in Berlin verliehen bekam, hat er wirklich verdient.