Mit ihrem zweiten Album "The Ash & Clay" besetzten Kenneth Pattengale und Joey Ryan im Handstreich jene Nische, die seit den Everly Brothers und Simon & Garfunkel höchstens noch die Kings Of Convenience für sich in Anspruch nehmen konnten und brachten der jungen Generation jene Ästhetik näher, die sich durch exquisiten, zweistimmigen Harmoniegesang im akustischen Kontext nun mal so ergibt. Dass das Geheimnis ihres Erfolges unter anderem darin besteht, dass sie ihr Publikum mit ihren sympathischen Live-Konzerten an sich zu binden wissen, ist es nur logisch, dass ihr drittes Album nun ganz in diesem Sinne angegangen wurden - indem z.B. die Songs tagsüber auf jenen Bühnen eingespielt wurden, auf denen sie am Abend auftreten würden.

Das hört man zwar - ehrlich gesagt - nicht wirklich heraus; dennoch gelang es dem Duo, eine gewisse Freiheit und Lockerheit insbesondere das filigrane Gitarrenspiel betreffend, einzufangen. Der Reiz des Projektes Milk Carton Kids liegt übrigens darin begründe, dass Pattengale und Ryan zwei recht unterschiedliche Charaktere sind - sowohl was das Songwriting, als auch die Performance betrifft. Es geht hier also selten um Gleichklang der Harmonie Willen, sondern eher um die Spannung, die sich durch unterschiedliche Ansätze ergibt. Pattengale und Ryan singen also des Öfteren zwar gemeinsam, aber irgendwo auch gegeneinander. Ganz davon abgesehen, dass das musikalisch spannender ist, sorgt es am Ende auch für abwechslungsreiche Songs. Und am Ende bleiben die Milk Carton Kids auch ihrem Folk-Setting treu und verzichten darauf, ihr Material mit Pop Elementen aufzupeppen.