Sie waren früher einzigartig und sind es auch jetzt noch - auch wenn auf dem ersten Mercury Rev-Album seit sieben Jahren die ganz großen neuen Ideen fehlen. Inzwischen geschrumpft auf die Basisbesetzung der beiden Bandgründer Jonathan Donahue und Sean "Grasshopper" Mackowiak und erstmals ohne die Unterstützung von Produzent Dave Fridmann, geht es den Amerikanern auf ihrem achten Albun eher um die Fokussierung ihres bisherigen Schaffens, anstatt um das Ausbrechen aus eingefahrenen Bahnen. So arbeiten sich die zwei auf "The Light In You" an allen Markenzeichen ihrer Band mit dem Faible für große Gesten, üppige Instrumentierung und einen ordentlichen Schmachtfaktor ab und klingen auch dieses Mal wieder verträumt, fantasievoll, detailreich, eingängig und mysteriös.
Gleich zu Beginn suhlen sie sich in altbekannter Melancholie, wenn Donahues gewohnt fragile Koboldstimme bei "The Queen Of Swans" über einer kribbelnden orchestralen Begleitung und funkelnden Glöckchen schwebt und bei "Central Park West" einsame Parkspaziergänge im Stile des großen Jimmy Webb romantisiert werden. Mit alten wie neuen Mitstreitern (Bassist Antony Molina zählt zu den wenigen Rückkehrern, Ken Stringfellow zeichnet gemeinsam mit seiner erst 12-jährigen Tochter Aden für die Backing Vocals verantwortlich) unterstreichen Donahue und Grasshopper auch ohne große klangliche Überraschungen, dass ihre alte Leidenschaft auch nach 25 Jahren Bandgeschichte immer noch in ihnen brennt. So singen sie beim herrlich fröhlichen "Rainy Day Record" von der Freude des Musikgenusses auf Vinyl ("I hold my breath waiting for side two") und ziehen damit nicht zuletzt den Hut vor ihren Idolen, die mit ihrem Wagemut einst den Weg erst frei machten für den Barock-Pop Mercury Revs. "The Light In You" mag kein offensichtliches Meisterwerk wie "Deserter's Songs" sein, aber es ist ein Album voller wunderbarer Intimität, mit dem Donahue und Grasshopper nach einigen düsteren Jahren, die fast das Ende der Band bedeutet hätten, dem im Albumtitel implizierten Licht am Ende des Tunnels nicht nur nachjagen, sondern es auch finden.