Im Grunde kann man sie blind kaufen. Weil sie zwar alle immer anders sind, aber auf ihre Art auch immer irgendwie gut, immer besonders und niemals wirklich schlecht. Das einzige Kriterium ist die jeweilige Band. Mag man die, mag man auch ihr jeweiliges "MTV Unplugged"-Album. Und wer bitte mag Placebo nicht?
17 Songs haben Placebo in einem Studio in London aufgenommen, der Stadt, in der sie auch ihr allererstes Konzert spielten. Manche dieser Songs kommen "MTV Unplugged"-typisch reduziert und mit wenig Instrumenten aus, andere Lieder dagegen klingen unglaublich erhaben, bombastisch und pompös. Weil Placebo hier mächtig aufgefahren haben und mit Band, Klavier und Streichern spielen. Doch was sie hier auch machen, am Ende ist das komplette Album verdammt noch mal große Unterhaltung, gespielt von den verdammt noch mal großen Placebo.
Die erfinden sich hier nach über 20 Jahren tatsächlich noch mal ein bisschen neu. Und das steht ihnen gut, dieses Extra-Dramatische, dieses besonders Exzessive und die Großhaftigkeit, die sie den Songs verpasst haben. Songs wie "Every You Every Me", "Song To Say Goodbye", "Meds" oder "Loud Like Love", die von Natur aus schon zur Allgemeinbildung und in jeden vernünftigen Plattenschrank gehören - und in diesen neuen Versionen direkt nochmal. Doch Brian Molko und Stefan Olsdal spielen nicht nur ihre Standards und von denen längst nicht alle (kein "Nancy Boy", kein "Pure Morning", kein "Taste In Men"), sondern auch Lieder, die lange nicht mehr ("Protect Me From What I Want", "Because I Want You") oder noch nie ("Bosco") auf einer Bühne gespielt wurden, laden Gäste auf die Bühne (Broken Twin, Joan As Police Woman“) und - wie es sich gehört - performen einige Coverversionen ("Where Is My Mind" von den Pixies, "Jackie" von Sinéad O'Connor). Wie sich das für ein "MTV Unplugged"-Album gehört und wie immer ist das alles irgendwie gut. Nur besser.