Ganze fünf Jahre Zeit ließ sich Willy Vlautin für das zehnte Richmond Fontaine-Studioalbum. Und somit nimmt es kein Wunder, dass daraus eine Art Bestandsaufnahme und Resümee der letzten Jahre wurde. Vlautin geht sogar noch einen Schritt weiter und bezeichnet das Werk als eines "für alle, die gerade gegen eine Wand gelaufen sind, denen das demnächst passieren wird oder die gerade damit beschäftigt sind". Das meint dann: Auch dieser zum Teil bemerkenswert schonungslose Blick auf zum Teil verfehlte Lebensplanungen ist natürlich keine Sammlung fröhlicher Folkpop-Songs. Es ist - zum Glück - aber auch keine Sammlung trantütiger Lamentos, sondern zeigt Vlautin in einem zwar nachdenklichen aber eben nicht resignativen Modus.
Das liegt unter anderem auch daran, dass Vlautin hier keineswegs rein autobiographisch zur Sache geht, sondern seine Fähigkeiten als Romancier nutzt, glaubwürdige fiktive Charaktere und deren erstaunlich detailreiche - und vor allen Dingen ausbalancierte - Geschichten zu entwickeln. Musikalisch kommt das Ganze recht abwechslungsreich daher und bietet von der bloßen Klangmalerei über die ausformulierte Ballade bis hin zum angedeuteten Rocksong alles, was Richmond Fontaine, die Band, auszeichnet. Es ist dieses jedenfalls das Album, auf das die Fans dann auch gewartet haben.