Da kann man mal sehen, wie ausgeliefert manche Musiker der kreativen Urgewalt ihres Metiers eigentlich sind. Als es darum ging, ein Nachfolgealbum für Melanie De Biasios Debüt-Album "No Deal" aufzunehmen, entwickelte sich ein Setting, in der Zeit und Raum sich plötzlich auflösten, was dazu führte, dass "Blackened Cities" an einem Stück aus dem Nichts heraus als durchgehende Fuge von knapp einer halben Stunde Spielzeit entstand. Die Belgierin versucht das dadurch zu erklären, dass sie mit Musikern zusammen arbeite, die - wie sie - die Stille und die Pause als stilbildendes Element zu schätzen wissen und dass sie bei ihren Live-Konzerten die Setlist nicht als bindend ansehe, sondern nur als Basis für mögliche Entwicklungen.
"Blackened Cities" ist aber mehr als einfach ein besonders langes Stück Musik. Es ist eine Rhapsodie in Sachen Klang und Struktur, in der die Musiker einem Flow folgen, der ihnen offensichtlich von der Musik vorgegeben wird, die aber keinesfalls aus einem bloßen Mantra besteht, sondern sich dynamisch durch verschiedene Gestationen zwischen Jazz, Elektronik, Ambient, Blues und Industrial Noise bewegt und am Ende als düsteres, aufwühlendes und irgendwie schlüssiges Städteportrait im Raume steht. Ein ungewöhnlicheres Stück Musik hat es dieses Jahr freilich noch nicht geben.