Die Wahlhamburgerin Vivie Ann begreift die Musik nicht als Alternative - sondern als Berufung. Das nimmt kein Wunder, denn sie entstammt einer musikalischen Familie und hat somit das Musik-Gen mit der Muttermilch aufgesogen. Bereits mit 12 begann die begeisterte Multiinstrumentalistin erste Songs zu schreiben und arbeitet seither kontinuierlich an ihrer ganz eigenen musikalischen Vision. So ist es vielleicht zu erklären, dass sie sich selbstbewusst an eine Sparte heranmacht, mit dem man sich hierzulande eher schwer tut - einfach weil es eine solch immense Konkurrenz gibt: Der englischsprachigen Popmusik.

Dabei macht Vivie Ann eine sehr gute Figur, denn in diesem Genre zahlt es sich aus, wenn man weiß, was man tut, wie man es machen muss und wenn man aus den richtigen Gründen Musik macht. Zudem macht Vivie nicht den Fehler, sich an irgendwelchen Trends, Vorbildern oder Moden zu orientieren, sondern agiert in einem solide, aber keineswegs hip angerichteten, organischen Old-School-Setting, das angenehm ambivalent nach keiner bestimmten stilistischen Richtung schielt und somit auch nicht den Vergleich sucht. Manierismen können so vermieden werden. Stattdessen steht die Konzentration auf den Song, die Melodie und den Gesang im Vordergrund - ganz so, wie es sich gehört. Insgesamt darf dieses Konzept als schlüssig und erfolgversprechend gelten.