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Tonträger-Review
 
Ben Christophers - Spoonface

Ben Christophers - Spoonface
V2/Zomba
Format: CD

Ben Christophers stammt aus der mittelenglischen Stadt Wolverhampton, deren berühmtesten Musiker die Glamrocker Slade sind. Die Unterschiede könnten nicht größer sein. Während Slades Gassenhauer laut, einfach und eingängig waren, sind Christophers Kompositionen leise, kompliziert und schwer verdaulich. Bereits dessen Debütalbum "My Beautiful Demon" vor gut zwei Jahren war von der Zusammenarbeit mit dem Produzenten, Keyboarder und Perkussionisten David Kosten geprägt, der dem klassischen Singer/Songwriter Folk eine avantgardistische Richtung gab.

Auch die zehn neuen Stücke auf "Spoonface" leben von genau diesem Gegensatz. Christophers akustische Gitarre, seine wunderbar zerbrechliche Kopfstimme und bilderreiche Strophen wie "What does it all come down to / I'm loosing myself / There's scissors for voodoo in my mind / I'm doing it my way" ("Losing Myself") katapultieren seine Songs in himmlische Regionen eines Roy Harpers, Tim Buckleys oder Nick Drakes. Einzig im abschließenden, sich im Tempo gnadenlos steigernden "The Opium Willows" begleitet sich der Troubadour alleine auf der Klampfe und leidet dabei für zwei: "And it burns in his heart / Don't fear tomorrow". Ansonsten bricht David Kosten die dezenten Melodienbögen ein ums andere Mal mit dunklen, dann wieder klirrenden Synthesizerklängen auf, wobei Christophers traurig-poetischen Songs nicht zerstört werden, sondern vielmehr deren Zerbrechlichkeit offengelegt werden.

Während der Opener "Leaving My Sorrow Behind" noch recht jovial daher kommt und sich mit der alten Frage des Blues auseinandersetzt ("Lord, why does my sorrow make me feel so good?"), scheinen sich die folgenden Klanggebilde nur schwerlich zu erschließen. Manchen wird dies vielleicht nach mehrmaligem Durchlauf zuteil, anderen nie. "Eastern Park" etwa verstört und betört zugleich bis zum heranziehenden Höhepunkt aus mehreren übereinander gestapelten Gesangslinien und rasanter Instrumentierung. Im über sieben Minuten langen "Spoonface" setzen zumindest Piano, Gitarre sowie Violine und Cello abwechselnd dezente Duftmarken.

Nach 39 Minuten bleibt ein verwirrter Hörer zurück. Melodienfetzen schwirren durch seinen kirren Kopf, es kommen ihm eben gehörte Sätze in den Sinn: "Songbird scrapes the sky" oder "Are you shading in my mind". Und die Hoffnung keimt auf, daß diese großartige Entdeckung namens Ben Christophers die Vorarbeit von Radioheads "Kid A" fortführt und die so hanebüchenen deutschen Charts aufmischt. Widrigenfalls halten wir es lieber wie der britische Kauz in seinem Titelsong: "Silence is deceiving me".



-Christof Herrmann-



 
 
 

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