Marketingtechnisch war es sicherlich eine gute Entscheidung von Greg Dulli, den Namen seiner legendären alten Band zu reaktivieren, musikalisch ist allerdings auch das zweite Album der Afghan Whigs nach ihrer "Reunion" eher das Werk der Nachfolge-Band The Twilight Singers. Kunststück, sind doch im aktuellen Line-Up mehr Twilight-Singers- als Afghan-Whigs-Mitglieder zu finden. Neben Dulli ist Bassist John Curley der Einzige in der Band, der an den Whigs-Glanztaten der 90er Jahre beteiligt war.
Enttäuscht von "In Spades" dürften dennoch nur diejenigen sein, die nach dem klassischen Sound von "Gentlemen" oder "Black Love" lechzen, denn anders als auf der etwas übers Ziel hinausschießenden Whigs-Comeback-LP "Do To The Beast" von 2014 trifft Dulli hier genau die richtige Balance zwischen Wohlklang und Klagelied und brilliert wieder mit seiner ureigenen Melange aus Indierock und althergebrachtem R&B. Musikalisch verzichtet er - wie schon bei den Twilight Singers - des Öfteren auf dreckige Rock-Gitarren und rückt stattdessen warme Keyboards und einschmeichelnde Streicher in den Fokus, und das funktioniert blendend: Die knisternd sinistre Atmosphäre und die oft unterschwellige Power, die dabei entstehen, sind einfach umwerfend.
Textlich widmet sich der Frontmann der einst in Cincinnati gegründeten Band auch auf "In Spades" wieder ganz seinen düsteren Obsessionen, findet seine Themen auf der dunklen Seite der menschlichen Psyche und in den niederschmetternden Aspekten der zwischenmenschlichen Beziehungen und findet dabei doch immer wieder Erhebendes in den stockfinsteren Abgründen seiner Songwriter-Seele. Aber ganz tief unten war Dullis Strahlkraft schließlich immer schon am größten.