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Tea Party - The Interzone Mantras

Tea Party - The Interzone Mantras
EMI
Format: CD

Wenn das letzte Album der vorzustellenden Band zu den persönlichen Top 25 gehört (in diesem Fall "TRIPtych", limited Tour Edition), isses mit der Objektivität ja schon mal mega-Essig. Geb ich also lieber gleich zu: Hab' auf diese Veröffentlichung gewartet, mich gefreut, war gespannt wie die Haut auf Michael Jacksons Gesichtsknochen - und nun ist sie endlich da! Und enttäuscht erfreulicherweise noch nicht mal die ganz beträchtlichen Erwartungen. O.k., besagte "TRIPtych" toppen diese "Interzone Mantras" wohl nicht, dafür fehlt zum Beispiel ein "Gone Again", das ich gern zu den größten Balladen der Rockmusik zählen würde, wenn ich darf, dafür fehlt auch die Werkschau der Bonus-Live-Versionen. Aber nah dran sind sie gekommen, und das will doch wirklich schon Einiges heißen.

Der Albumtitel spiegelt sich im sehr ansprechend indisch inspirierten Artwork sowie in der ersten und der letzten Nummer des Albums wieder. Er beruht auf dem gleichnamigen Buch von William S. Burroughs ("Naked Lunch"). Bei diesem mehr als nur ein bißchen drogenerfahrenen Kultautor (er war jahrzehntelang Heroin-süchtig; "Tea Party" bedeutete zu seinen und Jack Kerouacs Zeiten soviel wie, sich reichlich zuzudröhnen und dann Gedichte zu lesen) war die Interzone einerseits ein multikulturelles Stadtviertel im Algier der 1940er Jahre und andererseits eine Art Gegenrealität.

Mit knalligen Gitarrenriffs und fetter Hornsection hebt also nun "Interzone" an und der Tea Party-Fan fühlt sich gleich zu Hause. "Angels", inspiriert vom einschlägigen Wim Wenders-Film, beschwört eine eher düstere Atmosphäre. "The Master And Margarita" beruht wieder a) auf einem harten Bluesriff und b) einem literarischen Einfluß (hier geht es nicht um den Meister aller Softdrinkmixer, wie man leicht annehmen könnte, sondern um Michail Bulgakows außerordentlich empfehlenswerten Roman "Der Meister und Margarita". Dieser Meister ist übrigens der Teufel). "Apathy" bringt wieder die orientalischen Klangfarben und geheimnisvolle Harmonik zu Gehör, die zu einem der Markenzeichen des kanadischen Erfolgstrios geworden sind und die diese auch live ohne irgendwelche Schwierigkeiten reproduzieren.

"Soulbreaking" ist rein musikalisch gesehen eine in akustischen Gitarren und Streichern gefasste Pop-Perle (im Text geht es frappierenderweise um eine von ihrem Vater mißbrauchte Sechzehnjährige). Die erste Single-Auskopplung "Lullabye" beginnt nur wie eine eierige Spieluhr, rockt dann aber gehörig los. "Must Must" wurde dem pakistanischen Sänger Nusrat Fateh Ali Khan gewidmet und klingt wieder einmal wie eine Mischung aus Ravi Shankar mit den Doors an ihren guten Tagen.

Die vielleicht stärkste Nummer des Albums, "Walking Wounded", kommt den besten Momenten des Vorgängeralbums am nächsten, weist jedenfalls auch diese hypnotisch anziehende, melancholische Schönheit auf. Doch vielleicht hätte man sich bei den weiblichen Hintergrundchören ein wenig zurückhalten können. Und so weiter und so weiter, eine Stunde und 13 starke, geheimnisvolle Songs lang. Das meditative "Requiem" und das ein wenig nach "Kashmir" der späten Led Zeppelin klingende "Mantra" schliessen eine CD ab, in der mehr Herzblut, Intelligenz und Leidenschaft stecken dürfte, als in sämtlichen "Kuschelrock"-Tonträgern zusammengenommen.



-Klaus Reckert-



 
 
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