So böse, wie er aussah, war Alice Cooper ja noch nie. Immer durchzog sein Werk eine Portion Ironie, die Maske und die Posen waren nie wirklich ernst gemeint. Stets hatte man das Gefühl, Cooper würde heimlich in sich hereinkichern. Das hat sich auch mit seinem jüngsten Werk nicht geändert, "Dragontown" bewegt sich auf gewohnten Terrain: Melodische Theatralik in Moll. Dennoch ist Cooper ein hübscher Wurf gelungen und man muß ihm zugestehen, daß er auch nach über 30 Jahren zu überraschen weiß. Vor allem die zweite Hälfte des Albums trotzt vor netten Momenten. Etwa, wenn er sich im Highlight des Albums, "Disgraceland", an einer veritablen Elvis-Imitation versucht oder gleich im Anschluß "Sister Sara" huldigt: Die Geschichte über eine Nonne, die die Frivolität entdeckt, strahlt nicht nur pure Lebensfreude aus, sondern wird gleich noch mit süßlichen Frauenchören gezuckert. Gleich darauf setzt Cooper noch eines drauf und liefert mit "Every Woman Has A Name" eine echte Pop-Schnulze erster Güteklasse. So wird aus einem anfangs noch unspektakulären Album schließlich doch noch ein erfrischend verspieltes Werk mit hohem Unterhaltungswert. Und das ist schon mehr, als man von einem wahrhaften Dinosaurier erwarten darf.