Wie bastelt man ein Lied in der Tradition des klassischen Songwritings? Zum Beispiel, in dem solche Zeilen einbaut: "There's girl in Ohio / who saw a star crawl". Frauen, abgelegene Ecken und Fernweh -beziehungsweise die Faszination des Unbekannten - in Verbindung mit einem Symbol für das Scheitern: Daraus lassen sich Rock-, Blues- oder Country-Songs en masse stricken. Anthony Thompson alias Chocolate Genius bemüht Dutzende solcher Sätze, und dennoch läßt sich seine Musik nicht mit dem vergleichen, was lyrisch verwandte Songwriter-Kollegen (Waits, Young, die Liste ließe sich fortsetzen) so verfassen. Viel zu eigenwillig ist seine Musik, zu deutlich versteht sich Thompson auch als Sound-Designer, als das hier Vertrautes möglich wäre. So bewegt er sich spielerisch zwischen Soul, Rock, Modern Jazz und Elektro-Pop, ohne jemals die Gefilde eines Genres wirklich zu betreten. Die Songs wirken weniger gespielt als viel mehr zusammengesetzt, was allerdings kein Nachteil ist: Thomspon schafft es stets, alles durch und durch entspannt zu halten. So wird aus "Godmusic" ein Stück Pop, in das man sich fallen lassen muß. Dann jedoch entdeckt man auch beim zehnten Durchlauf immer wieder neue Facetten.