"Badbea" ist - nach sechs Jahren Pause - erst das neunte Album des schottischen Barden Edwyn Collins - was bedeutet, dass der Mann nicht eben zu den Workaholics gehört. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass sich Collins Zeit zum Leben, zum Genesen (2005 erlitt er ja zwei Schlaganfälle), zum Reflektieren (und zum Umziehen in die Einöde Nord-Schottlands) nimmt und demzufolge auch keine unüberlegten Schnellschüsse auf den Markt wirft, sondern liebevoll und detailreich ausgearbeitete Alben, die die Bezeichnung "Album" auch verdienen und die einem gewissen Konzept unterliegen. Der Mann, der Anfang der 80er Jahre mit seinem unsteten Jingle-Jangle-Gitarrenpop (dem er heutzutage auch noch gelegentlich frönt) mit seiner Band Orange Juice den nach dem damaligen Label benannten Postcard-Sound mitbegründete, widmet sich auf dem aktuellen Werk erneut der eigenen Geschichte: "Badbea" ist ein heute verlassenes schottisches Dorf auf einer Klippe nahe von Collins neuem Heimatort Helmsdale mit einer Historie, die im 19. und 18. Jahrhundert wurzelt. Freilich geht es Collins nicht darum, wehmütig zurückzublicken, sondern - wie er sagt - zufrieden nach vorne zu blicken. Dementsprechend orientiert er sich musikalisch auch nicht etwa an irgendwelchen naheliegenden Folk-Traditionen, sondern bleibt bei seinem angerauten Beat-Pop, vertraut auf die zuweilen unerwarteten Soul-Schlenker in seinem vokalen Vortrag und widmet sich - unterstützt von einigen Bläsern und Produzent Sean Read (der auch schon Dexy's Midnight Runners betreute) - mit einiger Konsequenz und erfolgreich dem Northern Soul, dem er mit einigen potentiellen Hits ein zeitgemäßes Update verpasst.