Bereits seit zehn Jahren ist Angela Perley mit ihrer Band The Howlin' Moons in der Americana-Szene tätig, ohne dass das hierzulande aufgefallen wäre. In den USA standen sie und ihre Band aber praktisch schon mit allen Größen des Genres auf der Bühne und veröffentliche die beiden LPs "Hey Kid" und "Homemade Vision". "4:30" ist nun Angelas Debüt als Solo-Künstlerin - was daran liegen mag, dass es hier etwas persönlicher zu geht. 4:30 Uhr ist z.B. die Zeit, in der ihre biologische Uhr ihr sagt, dass es Zeit zu schlafen sei (was für eine Musikerin natürlich ideal ist).
Musikalisch haben sich Angela und ihr langjähriger musikalischer Partner Chris Connor für dieses Projekt eine Art Americana-Power-Pop-Setting ausgesucht. Das meint, dass die Country- und Folk-Elemente, die normalerweise das Genre dominieren, hier zugunsten knackiger Power-Chords und Hooklines zurückgefahren wurden, ohne dass die Sache gleich in Rockmusik ausartete und ohne dass die Subtilitäten des Songwritings darunter zu leiden hätten.
Im Wesentlichen überzeugt Angela aus Songwriterin und Geschichtenerzählerin hier dadurch, dass sie - mit Respekt vor den Traditionen aber ohne Angst vor Abenteuern - alles richtig macht. Ihre Songs biegen dabei zwar durchaus in Richtungen ab, die auch zu erwarten gewesen wären (was ihrer Musik eine familiäre Note verleiht) - das geschieht aber immer auf eine interessante und nachvollziehbare Art und Weise, wobei besonders die geschickten Arrangements förderlich wirken, die Chris Connor als Gitarrist mit einer leicht psychedelischen Note akzentuiert und Gastmusikant Robbie Crowell von Deer Tick mit seinen atypischen Keyboard-Einlagen bereichert. Es sind aber vor allen Dingen Angelas starke Melodiebögen, die viele der Songs quasi zu potenziellen Instant-Klassikern gedeihen lassen. Wo viele Kollegen sich in der technisch sauberen Aneinanderreihung von Klischees genügen, gibt sich Angela Perley als Songwriterin immer noch das Quäntchen mehr Mühe, das letztlich über den Erfolg eines Songs entscheidet.