Ausgerechnet in Bayern ist der südafrikanische Pianist Abdullah Ibrahim seit neuestem ansässig. Und das scheint den Mann, der ansonsten auch gerne mal für orchestralere Produktionen zu haben ist, insofern beruhigt zu haben, als dass er hier eine Art lyrisches Selbstportrait in Form eines ruhigen Solo-Albums realisierte. Nun: Mit fast 85 Jahren ist die Zeit der Bilderstürmerei ja nun auch wirklich vorbei, so dass sich der Meister die Zeit nimmt, mit dem Medium der Ausgeglichenheit und bewunderndem Blick auf seine Idole und Inspirationsquellen zu flirten: Coltrane und Ellington werden sogar namentlich erwähnt, Blues und immer wieder afrikanische Themen und Stimmungen werden zitiert und zusammengehalten wird das Ganze von einem "Blue Bolero", der sich in Vignetten wie ein Fluss durch das ganze Album windet. Das Fehlen der ansonsten bei Ibrahim typischen rhythmischen Spielereien wirkt sich dabei alles andere als störend aus, sondern lenkt den Blick auf die lyrischen Aspekte seines Tuns.