Es ist ein paar Jahre her, dass wir hier die tolle Band Niila abfeierten. Über "Gespenster" schrieben wir 2014: "Niila sind die besseren Tocotronic. So! Also die besseren Tocotronic von heute, weil Niila so wie die Tocotronic von früher klingen. Verkopft, verschroben, verzerrrt. Nur in modern, nur im Heute angekommen. Eine teuflische Mischung." Schon zwei Jahre zuvor erinnerten sie uns auf "Abheutesindwirnichtmehralleine": "An die Anfänge der Hamburger Schule, an frühe Tocotronic und spannende Momente der Sterne. Dazu packen sie einen passenden Ami-Indierock-Touch, eine poppige Leichtigkeit, die natürlich nicht fehlende Melancholie und klingen so tatsächlich anders, tatsächlich spannend." Doch dann fielen, so schrieb die Band, Niila in einen Prinzessinnenschlaf. Und schlafen bis heute.

Daniel Hirschligau, Michael Schellhammer und Kati Hollstein aber sind längst wieder wach, sind seit einigen Jahren als Poly Ghost aktiv und haben nun ein erstes Album am Start. Ein durchaus schönes, ein manchmal sehr schönes Album, das allerdings nichts, aber gar nichts mit Niila, Tocotronic und Ami-Indierock zu tun hat. Poly Ghost sind eine Pop-Band, sie haben Synthie-Songs im Programm, Dreampop, entspannte, chillige Sounds. Die 80er schimmern durch, man nickt mit, wippt mit, häufig muss man lächeln, wünscht sich ein Bier in die Hand, es klingt fluffig, geschmeidig, aber zum Glück selten zu einfach. Kurz: Das kann man sich sehr gut geben, damit macht man nicht viel falsch. Wie auch Poly Ghost nichts falsch machen, dass sich nicht komplett vom SEGA Mega Drive-Spiels "Ecco The Dolphin" inspirieren ließen, sondern auch mal eine Song wie "I Can't Relax In Deutschland" gemacht haben. Macht das Ganze runder, relevanter... noch besser.