Die große Frage war natürlich: Würden Fontaines D.C. es sich einfach machen und für das zweite Album weiterhin Songs mit von Melancholie geprägtem Post-Punk-Sound, Schrammelgitarren, Bass-Monotonie und nach vorn peitschendem Schlagwerk schreiben? Einfach an das großartige Debüt "Dogrel" anschließen und ohne große Experimente weitermachen? Wäre ja zulässig, schließlich ging es steil nach oben, von den Gigs in den kleinen Kaschemmen bis zur ausverkauften Londoner Brixton Academy. Kann man ja so weitermachen. Nein, dachten sich Carlos O'Connell, Conor Curley, Conor Deegan III, Grian Chatten und Tom Coll. Das wäre ja langweilig. Lassen wir den Helden sterben und in neuem Gewand auferstehen, war wohl die eigentliche, die bessere Idee.
Ein solcher Erfolg durch das Debüt-Album besitzt natürlich auch Schattenseiten - ständig auf Tour sein, herumreisen, abliefern, Interviews, Alkohol, Druck, Burn-Out. Das geht schnell. Berichten zufolge so auch bei den Iren. Dann sei auch noch der Plan, im sonnigen Los Angeles das neue Album aufzunehmen und die entsprechende Beach-Boys-Stimmung einzufangen, nach hinten losgegangen - also wieder zurück auf die Insel, aber nicht direkt nach Irland, sondern nach London. Das sei schnell und erfolgreich gewesen - aber von Hektik ist auf "A Hero's Death" nichts zu hören. Im Gegenteil: Die Jungs nehmen öfters das Tempo heraus und setzen viel mehr auf Atmosphäre. Da werden sicherlich einige Anhänger des ersten Albums auf der Strecke bleiben, aber den einfachen Weg wollen Fontaines D.C. nicht gehen. Eine weise Entscheidung, denn es ist das alte Ding: Mit jedem Hör-Durchgang entdeckt man neue Details, findet sich zurecht in der gestiegenen Komplexität und freut sich auf die nächste Runde. Sicherlich schrammeln hier und da wieder die Gitarren, der Bass spielt mal melodisch, mal monoton, das Schlagzeug poltert oder macht Pause, dazu noch der Gesang, oft nicht mehr in der ersten Reihe, sondern untergeordnet im Dienst der Songs. Die Experimente passen, die Entscheidung war richtig - "Dogrel" war nur der Fuß in der Tür, jetzt geht die Reise erst richtig los. Freuen wir uns drauf!