Für manche Kreativen hat die Pandemie auch ihre Vorteile. Die in Berlin lebenden Musiker Gabriel Gordon und Cecilie Beck a.k.a. Gate To Venus zum Beispiel hatten plötzlich viel Zeit zur Hand - obwohl sie sicher liebend gerne mit ihre gerade erst veröffentlichten Debüt-LP "Chrysalis Metropolis" durch die Gegend getourt wären. Stattdessen ging das Songwriter-Paar daran, gleich an neuem Material zu arbeiten. Schockiert von den Entwicklungen um die Fälle von Polizeibrutalität und die damit zusammen hängenden Todesfälle in Gabes Heimat, den USA und die eigenen Erfahrungen mit dem Alttags-Rassismus dortselbst, die beide am eigenen Leibe gemacht haben, beschlossen sie, die allgemeinen Arbeiten am für Ende des Jahres geplanten, zweite Album hintanzustellen und zunächst die nun vorliegende Konzept-EP "Solanum" zu veröffentlichen.

Wer die Vorlieben von Gabriel und Cecilie kennt, den dürfte es natürlich wenig wundern, dass dabei kein Polit-Rock und auch keine Protest-Sänger-Angelegenheit herauskommen konnte. Vielmehr gibt es einen über drei lange Tracks verteilten, stilistisch eher ungebundenen, jazzigen Trip mit psychedelisch/improvisatorischer Tendenz, der den Hörer ins musikalische Unterbewusstsein begleitet. Hierbei nehmen Gabe und Cecile mit kämpferisch/nachdenklicher Note metaphernreich Bezug auf ihre Herkunft, ihre Geisteshaltung, ihre spirituellen Inspirationsquellen und ihre musikalischen Idole. So lässt man sich Gegenwartsbewältigung ohne erhobenen, moralischen Zeigefinger gerne gefallen.