Will Butler ist hauptberuflich seines Zeichens einer der Masterminds des kanadischen Talentschmieden-Ensembles Arcade Fire. Ausgelastet ist er damit freilich nicht. So arbeitet der studierte Harvard-Absolvent als Lokalpolitiker, ist tätiger Familienvater mit drei Kids und nebenher auch begeisterter Solo-Künstler. Das von allgemeinem Interesse am aktuellen und historischen Weltgeschehen geprägte Album "Generations" ist nach seinem - ebenfalls politisch geprägten Debüt-Album "Policy" von 2015 - nun sein zweiter Geniestreich als Solo-Künstler. Und damit gelingt ihm sozusagen die Indie-Pop-Scheibe des Jahres. Denn all das, was auch Arcade Fire in deren inspiriertesten Momenten auszeichnet, wirft Butler auch hier ins Geschehen und hantiert mit allem, was zwischen Schnürsenkel-Elektronik, Motor City-Rock, Songwriter-Pop, Torch-Song-Ästhetik, Party-Mucke, New Wave-Flair und klassischem Gitarrenpop nicht schnell genug auf den Bäumen ist.

Nur von produktionstechnischem Schönklang, angesagten Style-Elementen oder musikalischen Konventionen hält er sich fern. Stattdessen gibt es jede Menge Straßendreck, Spielfreude und performerische Inbrunst. Eine Prise subversiven Humors, theatralischen Glamours und jede Menge potentieller Hits runden das Ganze mit Glanz & Gloria ab. Und noch etwas: Vielleicht hängt die nervöse Spannung, durch die das Ganze auf authentische Weise mit Leben erfüllt wird, auch damit zusammen, dass die Aufnahmen erst im März, während der Geburtswehen der Corona-Krise beendet wurden.