Ein bisschen Geduld ist schon angesagt: Die Tracks auf dem vierten Album des Finnischen Indie-Rock-Projektes NEØV um die Gebrüder Anssi und Samuli Neuvonen sind - außer dem Rausschmeißer "Burn Your Fingers" - bis zu knapp acht Minuten lang. Das mag an Anspruch des Duos liegen, denn (wie es in der aktuellen Bio ganz richtig heißt) erschufen NEØV mit "Picture Of A Good Life" nicht mehr oder weniger als eine "Indie-Symphonie". Und zwar eine ziemlich ordentlich rockende zudem.

Zwar gibt es nach wie vor ein grundsätzliches melancholisches Flair bzw. eine gewisse Sehnsuchtsnote, die sich durch das ganze Oeuvre zieht - aber eine klassische Skandenamericana-Scheibe ist "Picture" bei weitem nicht geworden. Das im Hamburger Clouds Hill Studio analog eingespielte Werk strotzt nämlich geradezu vor mächtigen Gitarrenriffs und Hooklines, hymnischen Melodiebögen und polternden Rhythmen (Bruder Samuli ist Drummer und macht seiner Berufung mit manischer Begeisterung alle Ehre). Die restlichen Zutaten wie E-Pop-Klangflächen oder E-Bässe sind dann zwar bloße Verzierungen, die die brillanten Kompositionen aber so weit bereichern, dass das Ganze - auch dank struktureller Prog-Spielereien - einen monumentalen, epischen Charakter bekommt. Aber auch nachdenkliche Power-Balladen wie "Loners" bringen NEØV zustande. Mit diesen Ambitionen ähneln NEØV mittlerweile dem, was ihre Landsleute von The Holy wagen - nur, dass es hier eben nur zwei Männekes sind, die das ganze Füllhorn an Ideen auftürmen.