"Neuer Indie-Folk aus Hamburg" heißt es frech und trefflich in der Bio des Hamburger Liedermachers Sebastian Król und dessen Projekt Karwendel. Normalerweise sitzt Sebastian Król auf der anderen Seite des Musikspiegels und macht Werbung für seine Musikantenkollegen. Mit diesem Projekt zeigt er aber eindrucksvoll, dass er dabei gut aufgepasst hat und sich eine interessante Palette an Zutaten ausgesucht, die er hier zu einer gelungenen Synthese verquickt. Denn der Indie-Poet hat sich dazu entschlossen, seine Songs - inklusive der Rhythmusgruppe - konsequent organisch und akustisch zu arrangieren. Dazu kombinierte kammermusikalische Streicher-Elemente, jazzige Klarinetten-Einlagen und ein Duett mit Gastsängerin Laila Nysten in einem bemerkenswert locker und flockig gehaltenem Folkpop-Setting zu einer recht eigenständigen Melange. Das liegt vor allen Dingen daran, dass er zwar der Melancholie frönt, nicht aber herumjammert, dass er sich dem Pop öffnet, nicht aber Moden und Trends und dass er sich als Deutsch-Texter von jeglichen Comedy-Aspekten fernhält. Und besondere Gummipunkte erhält dieses Projekt, weil es genau diese Kombination ansonsten momentan anderweitig schlicht halt nicht gibt.