Wir wissen nicht, was der gute Mann auf dem Konto hat, nicht, wie viele Platten er verkauft und wie seine kommende Tour laufen wird. Wenn man sich aber das neue Dagobert-Album anhört, dann kann man feststellen: so viel falsch hat der gute Mann in der Vergangenheit wohl nicht gemacht. Ganz gleich, wie erfolgreich das war. Denn spätestens mit "Jäger" hat Dagobert sich frei gespielt, die Freiheit erspielt. Er spielt, was er will und wie er will. Er kann es sich wohl leisten. Herzlichen Glückwunsch!

"Jäger" entstand, anders als die Alben davor, nicht in Berlin, sondern in den Schweizer Bergen. Trotzdem ist es ein unglaubliches hippes, nerdiges, eigenes Album. Ein ganz, ganz tolles Album und ein anderes. Denn natürlich klingt das hier alles ein bisschen wie bisher und tatsächlich und selbstverständlich immer nur nach Dagobert. Aber doch ist hier einiges... anders. Neu, überraschend. Sehr, sehr gut. Sehr, sehr poppig. Mal ausufernd, mal dunkel, mal mit Augenzwinkern bis Humor. Nur nicht schlecht. Weder seine synthetisch-poppigen 80er-Verneigungen ("Der heilige Gral") und piepsige NDW-Musik ("Wunderwerk der Natur") noch die Klavier-Ballade "Ich will noch mal", weder die Punkrock-Texte ("Nie wieder arbeiten") noch die düstere Familiengeschichten ("Jäger"). Kurz: vieles anders, alles richtig gemacht. Wieder einmal.