Dry Cleaning wissen, wie es geht: Mit Köpfchen und einem Augenzwinkern gelingt es den britischen Senkrechtstartern auf ihrem famosen Debütalbum mit beeindruckender Leichtigkeit, das Gestern ins Hier und Jetzt zu katapultieren. Auf "New Long Leg" zieht das aus dem Londoner Süden stammende Quartett den Hut vor den Pionieren des Post-Punk in den späten 70er-Jahren, verharrt aber dennoch nie allein in der Vergangenheit. Das liegt nicht nur, aber doch vor allem an den bisweilen aus Zeitungsüberschriften und Schaufensterwerbebotschaften gepflückten Texten von Florence Shaw.

Wo die alten Helden damals grimmig und entschlossen waren, gibt sich die Dry Cleaning-Sängerin lieber verspielt und surreal, ganz egal, ob sie im LP-Titelsong Rückschlüsse auf die berufliche Befähigung eines Zahnarztes aus dessen fehlenden grünen Daumen zieht ("Would you choose a dentist with a messy back garden like that?") oder sich im Schlusssong "Every Day Carry" um den Baum an der Autobahn Sorgen macht, der im Zuge einer Fahrbahnverbreiterung all seine Freunde verliert. Dass Shaw und ihr faszinierender Sprechgesang der (un-)heimliche Trumpf Dry Cleanings ist, haben inzwischen offenbar auch Schlagzeuger Nick Buxton, Bassist Lewis Maynard und Gitarrist Tom Dowse verstanden. Auf "New Long Leg", aufgenommen letzten Sommer in den legendären Rockfield Studios in Wales mit PJ-Harvey-Intimus John Parish am Mischpult, präsentiert sich die Band musikalisch deutlich fokussierter als zuvor und spielt spürbar mehr mit der Dynamik ihres Sounds, anstatt die Hörer wie auf den vorangegangenen Single- und EP-Veröffentlichungen allein mit entfesselter Power in den Bann zu ziehen.

Aus unkonventionellen Gitarrenriffs und nervöser Energie entsteht so ein Sound zwischen Komplexität und Reduktion, der bei aller Coolness und Lässigkeit vor allem eines ist: elektrisierend!