Zwar gibt es auf dem Debütalbum der isländischen Pianistin und Komponistin Eydís Evensen mit "Midnight Moon" nur einen einzigen Titeln mit Gesang und Text - aber dennoch lässt der Höreindruck ihrer mit schwelgerischen, melancholischen Streicher- und Bläserarrangements unterlegten Klavier-Kompositionen vermuten, dass sich Eydís als Geschichtenerzählerin auf rein klangmalerischer Ebene versteht.

Insofern geht es bei diesem Projekt - trotz der räumlichen Tiefe, die Produzent Valgeir Sigurðsson als bewusstes Stilmittel einsetzt - um weit mehr als ein bloßes Ambient-Album. "Bylur" ist eine Art isländischer Schneesturm - und wohl auch eine Art Sinnbild für den Anspruch von Eydís, mit den Songs ihr Leben zu chronologisieren. "Alle Stücke repräsentieren Momente aus meinem Leben", sagt sie selbst, "so viele Höhen und Tiefen: all meine Freuden, Dunkelheit, Glück, Herzschmerz und Melancholie." Auf der kompositorischen Seite wäre noch hervorzuheben, dass Eydís sich nicht scheut, sich hemmungslos dem Schönklang zu verschreiben und es somit auch nicht als notwendig empfindet, die Ernsthaftigkeit ihres Tuns etwa durch verkopfte Brüche zu untermauern.