Eine zumindest besonders lange Karriere hat die Bonner Musikerin Anne Haigis hinter sich. Da gab es schließlich kaum ein klassisches Old-School-Genre zwischen Jazz, Blues, R'n'B, Americana und Folkpop an dem sich die Gute - zumindest als Interpretin - nicht versucht hätte. Nach fünf Jahren Veröffentlichungspause gibt es nun eine neues Lebenszeichen, das Anne Haigis quasi als Lockdown-Projekt realisierte - nämlich mit Unterstützung ihres Pianisten Niklas Hauke und unter Beteiligung ihrer Live-Musiker, die ihre Parts dann jeweils im heimischen Studio einspielten; was man dem fertigen Mix dann allerdings überhaupt nicht anhört.

Als musikalisches Setting wählte sich Anne einen organischen, Gospel-orientierte Americana-Sound mit folkiger Note, den sie mal Englisch- und man Deutschsprachig interpretiert. Und was die Songs betrifft, so griff sie hier auf die Erfahrungen ihrer vielseitigen Kollaborationen zurück und wählte Songs mit Referenzen auf ihre Partner, Mentoren und Vorbilder aus ihrem reichhaltigen Repertoire - darunter Tony Carey, Eric Burdon, Wolfgang Dauner oder Franz Benton. Da Anne Haigis sich weniger als Songwriterin denn als Interpretin sieht, sind Songauswahl und Arrangements ausschlaggebend - und in diesem Sinne funktioniert der Mix auf "Carry On" recht gut, denn aufgrund der klaren Songstruktur und dem einheitlichen Sounddesign hat die Vokalistin Anne Haigis keine Probleme, sich in diesem Setting komfortabel und glaubwürdig einzurichten.