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Wolf Alice - Blue Weekend

Platte der Woche

KW 22/2021


Wolf Alice - Blue Weekend
Dirty Hit Records/Caroline/Universal
Format: LP

Mit ihren ersten beiden Platten katapultierten sich Wolf Alice aus dem Stand auf den Rock-Olymp Großbritanniens. Ihr neues Album "Blue Weekend" nutzen Frontfrau Ellie Rowsell und die Ihren nun dazu, sich künstlerisch neu aufzustellen, unterstreichen damit aber trotzdem - oder besser: gerade deshalb - eindrucksvoll, dass sie derzeit auf der Insel musikalisch das Maß aller Dinge sind. Eine echte Überraschung ist das natürlich nicht, schließlich hatte das Quartett aus London bereits vor sechs Jahren mit seinem Debütalbum "My Love Is Cool" überall offene Türen eingerannt und mit dem Nachfolger "Visions Of A Life" drei Jahre später sogar den prestigeträchtigen Mercury Music Prize abgestaubt. Mit ihrer dritten LP erklimmen Wolf Alice dennoch eine neue Stufe. Nie klangen ihre Songs magischer, nie positionierte sich Rowsell als Texterin überzeugender.

Die zuvor zwischen den Zeilen noch spürbare Zurückhaltung hat die Sängerin und Gitarristin inzwischen vollends abgelegt und dabei ihren ganz eigenen Weg gefunden, sich poetisch, philosophisch und bisweilen durchaus auch politisch zu äußern, ohne dabei das gewisse Etwas zu vergessen. Offener und deutlich selbstbewusster als zuvor seziert Rowsell in den neuen Liedern Beziehungen in all ihren Schattierungen, beleuchtet Liebe, Freundschaft, ihr Verhältnis zu sich selbst und zur Welt im Allgemeinen und findet dabei stets von einer persönlichen Sichtweise zu universellen Wahrheiten, ganz egal, ob sie mit dem wunderbar minimalistisch instrumentierten "No Hard Feelings" eine schmerzvolle Trennung beschreibt, das tosende "Smile" als Standortbestimmung nutzt, um sich als Künstlerin mit eigenem Willen zu positionieren, oder ganz am Ende beim sanft-sommerlichen "The Beach II" zu einem versöhnlichen Fazit findet.

Allerdings sind es nicht Rowsells detailverliebte, mit herrlich vagen Andeutungen und Anspielungen gespickten Texte allein, die auf "Blue Weekend" begeistern. Auch die Musik des Quartetts ist inzwischen merklich komplexer und ambitionierter als in den frühen Tagen, ohne deshalb überladen zu wirken oder Ohrwurm-Flair vermissen zu lassen. Mit einem beeindruckend transparenten, passend zu den Texten betont schwelgerischen Sound schauen Rowsell und ihre Mitstreiter Joff Oddie, Theo Ellis und Joel Amey hier über den Rockband-Tellerrand, werfen sich deshalb aber nicht blindlings dem Mainstream an den Hals. Vielmehr findet die Band auf den Schultern der kribbeligen Ruhelosigkeit der Vorgängerwerke mit "Blue Weekend" zu einem herrlich facettenreichen Sound, der Westcoast-Folk, New Wave, Art-Rock, Grunge, Punk, Pop und mehr streift, sich durch den Flirt mit vielen Genres aber letztlich immer wieder geschickt klar abgesteckten Kategorien entzieht. Ein kleines, nein, ein großes Meisterwerk!


-Carsten Wohlfeld-


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