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Ryan Adams - Big Colors PAX-AM/Rough Trade
Format: LP
Eigentlich hätte das nun endlich vorliegende Album "Big Colours" bereits 2017 Ryan Adams Rückkehr zu seinen Tugenden als verlässlicher Songwriter markieren sollen, nachdem er sich mit seinen vorangehenden Veröffentlichungen auf der experimentellen Ebene ausgetobt hatte. Dann kam die Sache mit den Missbrauchsvorwürfen und Adams musste umdisponieren. Den Plan mit "Big Colors" eine Trilogie anzustoßen, verschob Adams um drei Jahre und veröffentlichte dann auch zunächst mal das Album "Wednesdays", das er im Nachhinein als "Studie über Verfall und Moral" interpretierte, das sich aber tatsächlich anhörte, wie eine im Selbstmitleid verhaftete musikalische Entschuldigung.
"Big Colors" ist da ganz anders. Angelegt als "1980er Soundtrack zu einem Film, den es nie gab" überrascht das Werk durch einen klugen Mix aus eingängigen Popmelodien, soliden Standard-Rockern, wavigen Soundscapes und jeder Menge großer musikalischer Gesten, die so übertrieben ausformuliert wurden, dass wohl nur ein Ryan Adams damit durchkommen könnte. Ein Grund für den - sagen wir mal - im Vergleich zu dem melancholischen Touch von "Wednesdays" lebensbejahenden Charakter des neuen Materials könnte der Umstand sein, dass sich Adams nun vom urbanen Buzz von New York (und weniger seiner Seelenqual) inspirieren ließ. Auch auf diesem Album saß Don Was wieder hinter den Regeln - hatte aber offensichtlich mehr zu tun als bei "Wednesdays" - und dabei auch erkennbar Spaß an der Sache. Auch wenn dieses Album jenen Fans, die besonders die konventionellen Tugenden Adams stets zu schätzen wussten, ein wenig zu schnieke und poliert erscheinen mag, muss doch attestiert werden, dass der Meister songwriterisch hier tatsächlich wieder zu alter Größe aufläuft.
-Ullrich Maurer-
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