Es ist schon ein wenig verwunderlich, dass ausgerechnet ein Künstler wie Alasdair Roberts, der sich ja von Beginn seiner Karriere an der Pflege traditioneller musikalischer Kulturgüter und Musikformen verschrieben hat, immer wieder für Überraschungen gut ist. Nachdem er sich auf seiner letzten Veröffentlichung etwa mit dem Elektronik-Spezialisten Amble Skuse zusammentat, geht es auf dem neuen Album nun um eine Zusammenarbeit mit dem norwegischen Folk-Geiger Hans Kjorstad und dem aus dieser Verbindung entstandenen Ensemble Völvur (die Seherin), die bereits 2019 begann, als Roberts auf Einladung Kjorstad reiste, um dort an einigen Performance-Projekten zu arbeiten. Als Kjorstad und Völvur 2020 Roberts in Schottland besuchten, entstand das nun vorliegende LP-Projekt.

Alasdair hatte vier neue Songs geschrieben, Völvur brachten einige norwegische Songs mit, die die Vokalistin Marthe Lea vortrug und der a-cappella-interpretierte "Song Composed In August" ist eine Neubearbeitung einer Komposition der schottischen National-Barden-Legende Robert Burns. Musikalisch wird dabei alles auf den Kopf gestellt, denn anstatt das Material einfach im klassischen Folk- und Folklore-Setting anzurichten, bemühten sich alle Beteiligten mehr oder minder erfolgreich, die Sache mit Gitarren, Blasinstrumenten, Celli, Geige, Drums und Elektronik möglichst psychedelisch und avantgardistisch aufzubohren - wohl auch um den Eindruck zu vermeiden, dass es hier um eine bloße folkloristische Kuration gehen könne. Alasdair Roberts Einfluss bei diesem Projekt ist zwar unverkennbar - aber ohne Zweifel stellt er sich dabei dennoch ganz in den Dienst des Ensembles. Wie bereits gesagt: Der Mann ist halt immer für Überraschungen gut.