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Thalia Zedek Band - Perfect Vision

Thalia Zedek Band - Perfect Vision
Thrill Jockey/Rough Trade
Format: LP

20 Jahre ist die ehemalige Come-Frontfrau Thalia Zedek nun schon unter eigenem Namen unterwegs, ebenso lange existiert aber auch die Band, die ihr seit ihrem - übrigens just erstmals auf Vinyl veröffentlichten - Solo-Erstling "Been Here And Gone" in praktisch unveränderter Besetzung zur Seite gestanden hat. Dann kam die Pandemie mit dem Lockdown und veränderte vieles. Statt gemeinsam mit der Band im Proberaum arbeitete die in Boston heimische Amerikanerin plötzlich allein an neuen Songs, und auch bei den Studioaufnahmen wurde sie zunächst nur von der Rhythmusgruppe mit Bassist Winston Braman (mit dem sie bereits seit Come-Tagen zusammenarbeitet) und Neu-Schlagzeuger Gavin McCarthy (der einst bei Karate spielte und mit Zedek auch bei E gemeinsame Sache macht) unterstützt, bevor Michael David Curry und Mel Lederman ihre Beiträge an Viola und Piano als individuelle Farbtupfer ebenso aus der Ferne hinzufügten wie die Gäste Karan Zarisian (Pedal Steel), Brian Carpenter (Trompete) und Alison Chesley (Cello).

Entstanden ist dabei eine Platte, die deutlich lebendiger und mitreißender klingt als Zedeks letzte Werke. Die niederschmetternde Rock-Wucht, mit der Zedek vor drei Jahren auf "Fighting Season" die apokalyptische Stimmung und das Gefühl der Ernüchterung im Amerika unter Donald Trump eingefangen hatte, weicht nun bedachteren, differenzierteren Arrangements, die deutlich luftiger sind, rhythmisch weniger vertrackt wirken und nicht mehr so häufig auf die bedrohliche Langsamkeit setzen, die in den letzten Jahren schleichend zu einem Markenzeichen Zedeks geworden war. Musikalisch mutet so gleich der Pedal-Steel-verzierte Opener "Cranes" wie ein entfernter Verwandter des Rolling-Stones-Songs "Dead Flowers" an, während "Queasy" mit geradezu punkiger Angriffslust aus den Boxen donnert und auch die straighte Uptempo-(Indie-)Rocknummer "Revelation Time" davon profitiert, dass die Instrumentierung spürbar entschlackt ist und Zedeks unzähmbarer Stimme viel Raum zur Entfaltung gibt.

Nachdem beim Vorgänger Widerstand das beherrschende Thema gewesen war, begibt sich Zedek mit "Perfect Vision" auf die Suche nach mehr Klarheit in Zeiten wachsender Isolation und Unsicherheit und thematisiert unter dem Eindruck des Lockdowns und der letztjährigen US-Präsidentschaftswahl zugleich auch die Angst und den Schmerz, den die zunehmende physische und ideologische Spaltung der Menschen nicht nur in den USA mit sich bringen. Mit ungebrochener Entschlossenheit tritt Zedek so für die gute Sache ein, vergisst allem Sendungsbewusstsein zum Trotz aber auch nicht, ihr Klangspektrum dezent, aber doch merklich zu verändern und zu erweitern. Überzeugender geht's kaum!


-Carsten Wohlfeld-



 
 
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