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Beethoven Orchester - Ludwig Van Beethoven X - The AI Project

Beethoven Orchester - Ludwig Van Beethoven X - The AI Project
Modern Recordings/Warner Music
Format: CD

Bei dieser Produktion des Beethoven Orchesters Bonn unter der Leitung von Dirk Kaftan handelt es sich um ein (bisher) einzigartiges musikalisches Experiment. Eigentlich hätte dieses Album natürlich im Beethoven-Jahr 2020 erscheinen sollen - was aber eben auch gleichzeitig ein Pandemie-Jahr war. Es geht hier jedoch weniger um die auf dieser Scheibe ebenfalls enthaltene Neueinspielung von Beethovens 8. Sinfonie, sondern um die Sätze 3 und 4 aus der 10. Sinfonie. Dazu muss man wissen, dass es diese Sinfonie - die den Namen "die Unvollendete" trägt - so nie gegeben hatte, denn bevor der Meister seine Konzepte und Ideen, die er für dieses Werk entwickelt hatte, realisieren konnte, verstarb er. Was blieb, sind Aufzeichnungen, die verraten, dass er vorgehabt hatte, diese Sinfonie zu einer Art liturgischem Kontrapunkt zu seiner vorangegangenen, allumfassenden 9. Sinfonie anzulegen und einige Notenblättern mit Entwürfen.

Es ist nun der Verdienst von Dr. Matthias Röder (dem Leiter des Karajan-Instituts sowie Managing Partner von The Mindshift, einer Institution, die sich dem Ausloten neuer (technischer) Möglichkeiten an der Schnittstelle von Musik, Kunst und Technologie verschrieben hat), auf diesen Fragmenten aufsetzend, in Zusammenarbeit mit einem Team aus Computerspezialisten, Programmierern, Musikern und Musikinformatikern (sowas gibt es?) das Experiment zu wagen, eine mögliche Version von Beethovens 10. Sinfonie mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und menschlicher Kreativität zu erzeugen. Da der Prozess ein sehr langwieriger ist, existieren bislang nur die Sätze 3 und 4. Basierend auf den eingegebenen Daten entwickelt die künstliche Intelligenz mögliche Variationen, die dann von menschlicher Seite nach Wahrscheinlichkeit und musikalischer Erfahrung ausgewählt und erneut in die AI eingegeben wurden - usw. Dabei erlaubte sich der Komponist Walter Werzowa, der für die Übersetzung der errechneten Notengefüge in eine Orchesterpartitur verantwortlich war, die Freiheit im vierten Satz eine Kirchenorgel einzubinden, um den liturgischen Charakter des Werkes zu unterstützen - was seitens Beethovens wohl durchaus möglich gewesen wäre. Irgendwie bewerten lässt sich dieses Projekt natürlich nicht - zumal es ja nur eine Möglichkeit unter vielen darstellt - aber schon alleine die Tatsache, dass es in Angriff genommen wurde, verdient ein gerütteltes Maß an Hochachtung.


-Ullrich Maurer-


Beethoven X: The AI Project: III Scherzo. Allegro - Trio

 
 
 

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