Erst im Mai veröffentlichte Marissa Nadler zusammen mit ihrem musikalischen Partner Milky Burgess ihr Pandemie-Projekt "Instead Of Dreaming" - eine Sammlung von Coverversionen, für die sie aufgrund der Lockdown-Situation auf ein Mal Zeit hatte. Auch ihr nun vorliegendes, offizielles neues Album entstand noch unter Pandemie-Bedingungen - ist aber musikalisch ganz anders ausgerichtet als das recht sparsam akzentuierte, folkig und schnürsenkelig eingespielte Cover-Album. Nachdem Marissa von Boston nach Nashville umgezogen war, gab es aufgrund der Pandemie bislang noch keine Möglichkeit, sich in der Music-City zu integrieren - vor allen Dingen aber gab es keine Impulse von der Außenwelt, die sie in ihren Songs hätte verarbeiten können. Deswegen entschloss sie sich, ihre neue Sammlung von Mystery- und Mörderballaden auf der US-Fernsehserie "Unsolved Mysteries" aufzusetzen, die sich in True-Crime-Manier mit den Schicksalen von auf mysteriöse Weise verschwundenen Personen (logischerweise bis zu deren Verschwinden) beschäftigt.

Marissa machte es sich zur Aufgabe, die Geschichten einiger dieser Charaktere auf fiktive Weise weiterzuspinnen, und dabei ihre eigenen Vermutungen anzustellen. Logisch, dass das stimmungsmäßig ganz gut zu dem passt, was sie in ihrem "normalen" Dreampop-Modus ansonsten auch so macht. Musikalisch stellt das Album allerdings eine gewisse Abkehr vom bisherigen Prozedere dar - zum einen, weil sich Marissa von Jesse Chandler (Mercury Rev) das Klavierspielen beibringen ließ und viel auf diesem Instrument komponierte und zum anderen, weil sie produktionstechnisch in Klangbereiche vorstieß, die sie bislang noch nicht sehr intensiv bedient hatte. Abgerundet wird das Ganze mit einem Gastbeitrag von Milky Burgess, einem Gitarrensolo von Emma Ruth Rundle und einer "Geisterstimme" von Amber Webber von Black Mountain.