Also: Siv Disa ist eine chinesisch-amerikanische Sängerin/Musikerin, die derzeit zwar in Island lebt, ihre Debütalbum "Dreamhouse" zusammen mit dem Produzenten Sam And The Sea aber vor der Pandemie in Upstate, New York, begonnen und während der Pandemie im Lockdown fertig gestellt hat. Muss man aber alles nicht wissen, denn weder ist dieses Werk ein Pandemie-Album, noch ließen sich irgendwelche topografischen Referenzen heraushören. Das ganze Werk hört sich an, als sei es auf der Stelle improvisiert worden - oder wie ein vertonter psychedelischer Trip ins musikalische Nirwana. Das trifft aber tatsächlich nur teilweise zu - etwa beim ersten Track "Whistle", der tatsächlich im Instant Composing-Verfahren entstand. Das krasse Gegenteil ist der letzte Track "In The Hills", der strukturell als klassische Jazz-Ballade im Gewand eines torkelnden, avantgardistischen Indie-Pop-Elaborates daherkommt.

Freilich: Mit irgendwelchen stilistischen Beschreibungen kommt man in diesem Fall nicht weit. Die Musik von Siv Disa und Sam And The Sea kann bestenfalls mit "organisch intuitiv" umschrieben werden. Denn das Ganze findet in einem mit Gitarre, Synthies, Drums & Bass - und Sivs je nach Gemengelage lasziv, unsicher, naiv, clever, cool oder emotional dahingehauchten Vocals eher konventionell ausgerichteten Setting statt, in dem nur halt nichts dort ist, wo es nach den Regeln der Kunst hingehört hätte und nichts so klingt, wie es harmonisch und melodisch eigentlich hätte sein müssen. Dass das Ganze nicht als bloße Kakophonie daherkommt, sondern - ganz im Gegenteil - als durchweg spannendes, manchmal verstörendes, immer interessantes und zuweilen gar zugängliches Hörerlebnis, zeugt von der musikalischen und lyrischen Übersicht und dem sicheren Gespür für die ungewöhnliche Perspektiven Siv Disas.