Die Pandemie hat also auch auf dem neuen Album von Jonathan Clay und Zach Chance ihre Spuren hinterlassen. Da ist zum Beispiel der betont nachdenkliche, melancholische Grundtenor des Materials, der deutlich macht, dass die Jungs in der Pandemie-Phase eher eine Zeit der Reflektion sahen als etwa eine kreative Inspirationsquelle. Insbesondere ein gewisser Sehnsuchtsfaktor zieht sich so durch die Songs, denn die Charaktere sind auf der Suche nach sich selbst - und das hat bei den gewohnheitsgemäßen Troubadouren wie Jamestown Revival auch immer eine räumliche Komponente; denn die besagten Charaktere sind stets rastlos unterwegs. Und auf der anderen Seite ist da die ungewohnte musikalische Umsetzung: Anstatt wie vor der Pandemie die neuen Songs "on the move" irgendwo an ungewöhnlichen Orten einzuspielen, entschloss man sich, mit Produzent und Texas-Kumpel Robert Ellis die neuen Songs - zusammen mit den Musikern der Live-Band, die fast ein Jahr untätig zu Hause herumgesessen hatten - in einem richtigen Studio Fort Worth einzuspielen. Das taten sie auf eine dem Anlass angemessene, sehr zurückhaltende und reduzierte Art.

"Young Man" ist das erste Album des Jamestown Revivals ohne elektrische Gitarren und auch das erste, bei dem eine Folk-Fidel und eine Steel-Gitarre maßgeblich für eine romantische, countryeske Grundnote sorgen. Und irgendwie schaffen es die Jungs auf diese Weise einen Zirkel zu schlagen vom "Young Man", der sich Anfangs auf die Reise macht und am Ende als "Old Man Looking Back" den Zeitbezug im Dylan'schen Sinne aufhebt. Die Fans der älteren, lebhafteren Jamestown Revival-Scheiben werden sich erst mal auf dieses Setting einlassen müssen - werden dann aber doch mit exquisiten Männerschmerz-Elegien belohnt.