Ein wenig seltsam ist das schon: Aber obwohl es sich bei dem neuen Werk von Jae Matthews und Augustus Muller a.k.a. Boy Harsher "nur" um einen Soundtrack handelt, ist es das bislang versöhnlichste, am wenigsten verstörende, zugänglichste und songorientierteste Werk des Elektronik-Duos aus Massachusetts geworden. Zum großen Teil wird das wohl damit zusammenhängen, wie es entstand. Denn im ersten Jahr der Pandemie wurde bei Jae Multiple Sklerose diagnostiziert, während das Paar noch überlegte, wie sie musikalisch weiter fortfahren sollten. Im Folgenden arbeiteten Augustus zunächst alleine an neuem Material, während Jae sich mit ihrer Krankheit arrangierte. Als es dann daran ging, dieses neue Material gemeinsam zu konkretisieren, kamen sie auf die Idee, ihre Vorliebe für das Medium Film dazu zu nutzen, einen eigenen Film zu drehen - statt es etwa mit Streaming-Shows zu versuchen (wie das viele Kollegen ja taten). Dieser Film sollte dann zwar auch Elemente enthalten, wie sie in Boy Harsher-Live-Shows zum tragen kommen, diese dann aber in einen inhaltlichen Kontext stellen, so dass Boy Harsher die Musik zu diesem Experiment dann schlussendlich als Original-Soundtrack feilbieten konnte. Wie sich das für Filmproduzenten gehört, gaben sie dabei einen Teil der Verantwortung ab und luden sich für die Gesangsparts Gäste wie Cooper B. Handy und Mariana Saldana ein. Einen Nachteil hat die Sache denn aber doch: Indem die neuen Songs atmosphärischer, poppiger und melodischer geraten sind, sind sie zugleich weniger abrasiv und vor allen Dingen weniger tanzbar als das, was Boy Harsher machten, als es "nur" um die Musik ging.