Seit Green Day und The Offspring vor fast zehn Jahren das Neo-Punk-Revival einleiteten, wurden weltweit Melodic-Punk-Bands aus dem Underground nach oben gespült. Labels wie Epitaph, Fat Wreck oder Burning Heart veröffentlichten nahezu stündlich neue Alben und schnell wurden auch die großen Konzerne auf diesen neuen, alten Stil aufmerksam und signten und signten und signten. Viele Platten - egal ob auf einem Major oder nicht - waren klasse, doch noch viele mehr waren es nicht. Eine der Bands, die konstant gute Scheiben machte, waren die vier Schweden Millencolin. Die veröffentlichen jetzt mit "Home From Home" ihr fünftes (wenn man die B-Seiten- und Raritäten-Scheibe "The Melancholy Collection" mitrechnet, ihr sechstes) Studioalbum und haben damit ihr bisheriges Meisterwerk abgeliefert.
Die Zeiten von "Mr. Clean" oder "The Story Of My Life" gehören der Vergangenheit an, Millencolin setzen ihren "Pennybridges Pioneers"-Weg fort und gehen es ruhiger als Anfang, Mitte der Neunziger an. Das bedeutet natürlich nicht, daß die 13 Songs weniger Power haben oder gar langweilig sind. Nein, die Band macht immer noch lupenreinen, extrem melodischen Punkrock, legt die Betonung nur mehr auf die zweite Silbe. Doch auch mit weniger Ska und Power-Kiddie-Pop ist "Home From Home" eine fantastische Gute-Laune-Scheibe. Zwei Minuten "Botanic Mistress" oder 30 Sekunden die aktuelle Single "Kemp", und schon zeigen die Mundwinkel steil nach oben. Auch mit weniger Geschwindigkeit und jugendlicher Verspieltheit. Die blitzt nur noch bei "Fingers Crossed" und dem Titelsong (mit Bombshell Rocks-Sänger Marten Cedergran am Mikro) kurz auf, wenn es - für aktuelle Verhältnisse - ordentlich nach vorne geht. Übrigens genau wie in den Charts. In Deutschland sind sie in den Top-30, in der Schweiz kurz davor und in Australien und Schweden sogar unter den ersten zehn. Sie haben es sich verdient.