Dass der Kölner Songwriter David Nevory sein Debütalbum ausgerechnet in der Pandemie veröffentlichen musste, hat den Mann weniger stark beeinträchtigt, als sich vermuten ließe. Denn zum einen hatte er die romantischen Folkpop-Songs, in denen er seine Verbundenheit zur Natur und zu Sehnsuchtszielen, an denen er lieber wäre als in der Heimat, zum Ausdruck bringt bereits fertig, als es so richtig losgeht (und konnte demzufolge den Release mir vier vielgestreamten Singles 2021 generalstabsmäßig vorbereiten) - und zum anderen hat er absolut alles alleine gemacht: Die Songs geschrieben, alle Instrumente und Vocals selbst eingesungen, arrangiert, produziert, gemischt und gemastered. Sehr viel mehr Indie geht eigentlich nicht. Und das ist auch ganz gut so, denn so konnte er schließlich machen, was er wollte ohne dass ihm jemand vorschrieb, was richtig oder angesagt sei.

Musikalisch hat sich Nevory nämlich für ein unaufdringliches, angenehm temperiertes, zeitgemäßes Softrock-Setting entschieden und reiht sich dabei ein in die Riege der modernen, romantischen Troubadoure, die sich ihr Fernweh musikalisch von der Seele singen. Stilistisch wendet er sich dabei dankenswerterweise nicht Americana- oder Britpop-Klischees zu, sondern orientierte sich an der luftig/transparenten Stilistik, die gerade viele seiner kanadischen Kollegen propagieren. Vor allen Dingen aber blickt er musikalisch nicht nach hinten, sondern eher in die Gegenwart: Keyboards, Synthies und ein wenig New Wave-Pop dürfen es nämlich durchaus sein, damit das Lagerfeuer-Feeling nicht zu dominant wird. Sicher: Die Lyrics sind schon ein wenig generisch geraten - aber schließlich kommt Nevory ja auch nicht mit dem Anspruch des Innovators daher. Innerhalb des gewählten Rahmens macht er seine Sache jedenfalls recht gut und zeigt, was man mit ein wenig Vorstellungskraft auch im Heimstudio alles hinbekommen kann.