Mit der in der ersten Lockdown-Phase entstandenen EP "Wrestling" schienen Bambi und Cole Browning in eine neue Richtung zu deuten. Die vier selbst produzierten Tracks basierten auf elektronischen Elementen und waren vom Ton her sehr viel düsterer, als das was die Reptaliens ansonsten so machen. Wie sich nun herausstellt, war das aber nur eine experimentelle Fingerübung, denn schon mit der im Mai 2021 veröffentlichten Coverversion des Sheryl Crow-Songs "If It Makes You Happy", die Bambi und Cole mit Jess Sylvester und Hannah Billie von Gossip einspielten, kehrten die Reptaliens wieder zu ihrem Kerngeschäft als Indie-Psychedelia-Pop-Outfit zurück.

Das nun vorliegende dritte Album zeigt das Duo nun wieder songwriterisch und konzeptionell in Bestform. Denn ohne Konzept geht es bei den Reptaliens nicht. Die auf "Multiverse" besungenen "Low Fi Chameleon Dreamscapes" beziehen sich dabei allerdings trotz des Titels nicht auf mögliche äußere Welten, sondern - so Bambi Cole - ein Art Spiegelbild der Welt um sie herum. "Multiverse" ist somit also näher dran an der Realität als die Science Fiction geprägten Vorgängeralben. Das mag auch daran liegen, dass "Multiverse" ebenfalls ein Lockdown-Projekt geworden ist, bei dem die beiden Protagonisten alles alleine machten. Das führte zu einem geradlinigen, stringenten Sounddesign, das aber auch mehr Raum für Bambis leicht unschuldig angelegten Dreampop-Gesang ließ, auf der anderen Seite auch mal ein psychedelisches Gitarrensolo ermöglichte und vor allen Dingen den poppigen Charakter der Songs deutlich machte. Zusätzlich weht der Geist von Velvet Underground, Galaxie 500, Damon & Naomi oder Luna durch das Material - was bei Kennern sicherlich ein anerkennendes Schmunzeln auslösen dürfte. Fehlen tut jedenfalls nichts - auch wenn keine zusätzlichen Musiker tätig wurden. Ganz im Gegenteil gelingt es den Reptaliens mit Overdubs, Doppelungen und Effekten (aber dezidiert ohne elektronische Hilfsmittel) den Eindruck zu erwecken, als sei eine ganze Band beteiligt.