"Auf 'Electric Cowboy' wollte ich moderne Funk-Musik machen, aber auch ein paar Soul-Elemente und ein paar Punk-Elemente hinzufügen" sagt Jamil Rashad über sein neuestes Werk unter dem Moniker Boulevards. Wer indes die Historie des Mannes kennt, der im Schlamm von Carolina geboren wurde - oder wer die Liste der illustren Gäste des Werkes zur Kenntnis nimmt (zu denen Blake Rhein von Durand Jones, Adrian Quesada von Black Puma aver auch Nikki Lane oder Macie Stewart von Ohmme gehören), der wird schon erahnen, dass es bei diesem Vorsatz alleine nicht bleiben würde. Tatsächlich ist "Electric Cowboy" ein wundersames Konglomerat aus Stilen, Stimmen und Stimmungen, Zeit, Raum, Ebenen, Facetten und Fragmenten, wie es in dieser Konsequenz nun wirklich schon lange keines mehr gegeben hat. Afro-Beat, Atlanta-Soul, Retro-Lounge-Pop, Psychedelia, Crossover-Funk, Rock-Grooves und alles, was sich ansonsten nicht ausdrücklich ausschließt, fließen hier zu einem organischen Jam-Flow zusammen, der - zumindest heutzutage - schon Seltenheitswert hat.

Dabei schafft es Rashad, all seinen Idolen Tribut zu zollen, seine politischen Botschaften an den Zuhörer heranzutragen, die Tugenden des handwerklichen Nebeneinanders zu zelebrieren, seinen Gästen und Musikern breiten Raum zur Entfaltung zu geben, die Musik organisch atmen zu lassen und dennoch das Ganze strukturell - und zuweilen auch regelrecht songorientiert - zusammenzuhalten ohne sich selbst allzu deutlich in den Mittelpunkt zu drängen. Wer die Vorreiter dieser Art des freistiligen, kollaborativen Ansatzes - Sly Stone, George Clinton oder auch Prince etwa - heutzutage schmerzlich vermisst, der ist bei Boulevards jedenfalls an der richtigen Stelle.