Einfach deswegen, weil es Musik wie diese nun wirklich schon lange nicht mehr gegeben hat, verdient das Debüt-Album von Michelle Zhangs Projekt Lunar Noon die Aufmerksamkeit aller Freunde von vintage Art- und Prog-Pop Acts. Denn die Songwriterin aus San Francisco wählte sich ein musikalisches Setting, das in Bezug auf die Strukturierung des Materials, die Harmonie- und Melodieführung und das Timing an entsprechende Projekte aus den 70s erinnert. Renaissance, Illusion oder Lara Nyro kommen hier in den Sinn - nur dass Michelle mit klassischer Musik wenig am Hut hat; dafür aber songwriterische und musikalische Elemente verwendet, die auf ihre Herkunft als Amerikanerin mit kantonesischen Roots verweisen. Und Michelle weiß natürlich, was seit den 70s alles passiert ist und möglich wurde und lässt ihre Hochachtung für zeitgenössische Kolleginnen und ihre Vorliebe für Jazz und Soul zusätzlich mit einfließen. In der Kombination klingt das nun wirklich alles so anders als vieles, was man seit langem in dieser Hinsicht gehört hat, so dass sich eine Auseinandersetzung mit diesem Werk auf jeden Fall lohnt. Michelle Zhang hat sich tatsächlich eine von Zeit, Raum, Moden und Stilen losgelöste, eigenständige Vision und Ästhetik erarbeitet.