Das Genre des Retro-Soul-Pop hat die US-amerikanische Songwriterin Kendra Morris ja nun wirklich nicht erfunden. Freilich präsentiert die Dame aus New York, die über Werbe-Jingles, Coverversionen und Soundtrack-Beiträge den Weg zur Musik fand und erst mit 30 ihr Debütalbum veröffentlichte, die Songs ihres vierten Albums "Nine Lives" mit einer solchen Inbrunst und fast schon einem gewissen Sendungsbewusstsein, dass man zumindest auf einen solchen Gedanken kommen könnte. Vielleicht auch aufgrund des brillanten Songwritings und der üppig angelegten, erstaunlich authentisch klingenden Retro-Arrangements im klassischen, orchestralen Detroit-Soul-Setting mit Torchsong- und Blues-Flair und jazzigem Memphis-Gospel-Stil kommt sie dabei jedenfalls glaubwürdiger rüber als viele ihrer jüngeren Kolleginnen. Vor allen Dingen aber ist es die lässige Art, mit der sie ihre gesanglichen Darbietungen zwar mit jeder Menge Nachdruck und Sustain, aber jeweils unterhalb des Overkills, ohne Vokalakrobatik und ohne das in diesem Genre beliebte "Powerfrau-Röhren" zum Einsatz bringt, die sie von der Konkurrenz absetzt. Gerade die Fähigkeit, sich als Performerin hinter dem Song zurücknehmen zu können, zeichnet Kendra Morris aus. Die besungenen neun (Katzen)-Leben beziehen sich dabei auf Stationen in ihrem Leben, die den inhaltlichen Rahmen für die zehn Songs des Albums bilden. Welcher dieser Songs dann das übergreifende Resümee als Klammer ausmacht, darf sich der Hörer - je nach Präferenz - selbst aussuchen.